Die Sicherung unseres Energiebedarfs ist nur eine der Zukunftsaufgaben, vor der wir alle stehen. Es besteht Einigkeit darüber, dass dabei der Ausbau regenerativer Energiegewinnung eine wichtige Rolle spielt. Eine weitere, ebenso wichtige Aufgabe sehen wir darin, den Verlust an Lebensräumen und das dramatische Artensterben auch bei uns zu stoppen. So erhalten wir unsere eigenen Lebensgrundlagen. Als Naturschutzverband unterstützen wir Windkraftanlagen und Solarparks dort, wo die Beeinträchtigung der Natur vertretbar erscheint und ausgeglichen werden kann.
Im Altdorfer Wald ist mit großer landespolitischer Unterstützung der zur Zeit größte Windpark Baden-Württembergs in die Planung gegangen. Im mittleren und südlichen Teil des Waldes sollen nach jetzigem Planungsstand 39 Windenergieanlagen (WEA) mit einer jeweiligen Gesamthöhe von 285 m entstehen. An anderen Standorten in der Region sollen nach jetzigem Stand mindestens 20 weitere WEA gebaut werden.
Der Altdorfer Wald ist das größte zusammenhängende und wenig zerschnittene Waldgebiet Oberschwabens. Er ist ein wichtiges Erholungsgebiet für die hier lebenden Menschen und ein touristischer Anziehungspunkt. Der Altdorfer Wald ist von unschätzbarer Bedeutung für die lokale Trinkwasserversorgung und als Rückzugsraum für zahlreiche bedrohte Tierarten. Wir sehen die Überplanung dieses Waldgebiets mit einem großen Windpark sehr kritisch. Durch den Windpark wird der Wald als Lebensraum und Erholungsgebiet erheblich entwertet. Vögel, Fledermäuse und Insekten werden Opfer an den Rotoren, viele Tiere werden durch den Betriebslärm vergrämt oder beeinträchtigt und verlieren so ihren Lebensraum.
Unmittelbar nach der Ausschreibung des Gebietes durch ForstBW wurde von uns 2021 ein Arbeitskreis von Naturschutzverbänden zu den Windkraftplänen im Wald Initiiert. Wir setzen uns gemeinsam dafür ein, dass das Schlagwort ”Naturverträglicher Ausbau der Windenergie” des Bundesumweltministeriums keine leere Worthülse bleibt. Im Laufe des Jahres 2023 werden Untersuchungen zu Vogel- und Fledermausvorkommen durch ein von den Windkraftplanern beauftragtes Büro und unabhängig davon durch den NABU durchgeführt. Erst nach Vorliegen von Ergebnissen umfassender Voruntersuchungen und von Gutachten über die Auswirkungen des Windparks auf den Wald und die Umgebung kann eine Standortplanung erfolgen.
Sollte der Windpark in irgendeiner Form realisiert werden, muss ein angemessener Teil des Planungsgebietes zusätzlich zu den bereits vorhandenen Schutzgebieten frei von WEA bleiben. In diesem Zusammenhang sollte auch auf einen weiteren Kiesabbau verzichtet werden. Es werden eine Reduzierung der Anzahl von WEA und Standortverschiebungen erforderlich sein. Als Ausgleich für den Lebensraumverlust durch einen Windpark ist dieser Teil des Altdorfer Waldes zur Stützung lokaler Tierpopulationen mit vorgezogenen Maßnahmen ökologisch aufzuwerten und dauerhaft in ein Schutzgebiet umzuwandeln. Hierdurch wird auch die Erholungsfunktion des Waldes teilweise erhalten bleibt. Dies wird eine Reduzierung der Anzahl von WEA und Standortverschiebungen erfordern. Wir fordern weiterhin den Einsatz von Abschaltvorrichtungen auf modernem Niveau, um die Zahl der Schlagopfer an Fledermäusen und Vögeln zu minimieren. Die Ausgleichs- und Schutzmaßnahmen sind durch ein umfassendes, langjähriges Monitoringprogramm zu begleiten, um ihre Wirksamkeit zu überprüfen. Die dabei erfassten Daten müssen öffentlich zugänglich sein, um Grundlagenforschung zu ermöglichen.
Im Hinblick auf weitere Windparkplanungen im Gebiet sollten die Anlagen nicht nur einzeln, wie es bisher geschieht, sondern auch hinsichtlich Ihrer Gesamtauswirkung betrachtet werden.